Heute, am zweiten Tag des Damastschmiedekurses geht es vor allem um die Themen Messergriffe und Finish der Messer.
Wir können zwischen verschiedenen Hölzern (teilweise mit Aufpreis) und Griffformen wählen.

Ich entscheide mit für einen – für ein japanisches Kochmesser – untypischen Griff: geräucherte Eiche in ergonomischer Form.

Mehr zum Thema Messergriffe und Griffformen findet ihr bspw. hier https://knife-art.de/messergriffe-im-vergleich-japanische-vs-europaeische-griffformen/
Wir zeichnen die ungefähren Umrisse der gewünschten Griffform auf und dann geht es (wieder mal) an den Bandschleifer …

… wo wir mit 40er Körnung die grobe Form des Griffes herausarbeiten.
Dann ist viel Handarbeit angesagt: mit Sandpapier geht es stufenweise an den Feinschliff: 80er , 180er, 320er Papier.

Dann wird das Holz einmal nass abgewischt, damit sich die Holzfasern noch einmal aufstellen. Nach dem Trocknen gibt es dann noch einmal ein Finish mit 320er und 600er Papier. Mit dem Leinöl, welches wir zum Schluss auftragen, bekommt der Griff noch einmal eine deutlich dunklere Farbe.

Während wir die Griffe schleifen und polieren, nehmen sich zwei Profis der Schmiede unsere Klingen vor. So wie auch die anderen Teilnehmer, möchte ich im oberen Teil der Klinge aus optischen Gründen einen Streifen sogenannter Schmiedehaut stehen lassen, so wie der komplette Rohling zum Schluss nach dem Anlassen aussah.

Dann schleifen wir selbst noch den soganannten Erl an, als Vorbereitung für das spätere Einpassen der Klinge in den Messergriff.

Vor der Hochzeit (Vereinigung von Klinge und Griff) steht aber noch das Ätzen an:

Die Klingen werden für ca. 10 Minuten in 30-prozentige warme Schwefelsäure getaucht. Dabei wird der Manganstahl „angefressen“ während der Nickelstahl weitgehend unversehrt bleibt.

So entstehen die typischen schönen Muster von Damastklingen.
Noch zwei Schritte, dann haben wir es geschafft.
Wir bringen den Erl zum Glühen ( ca. 800 Grad), „brennen“ ihn in den Griff ein und ziehen ihn wieder heraus. Dann feilen wir die entstandene Kohle aus dem Griff heraus und kleben anschließend die Klinge mit 2-Komponentenkleber ein.
Beim letzten Schritt, dem Scharfschleifen der Klingen, bekommen wir auch noch einen Crashkurs zum Thema Messerschleifen. Die Einzelheiten erspare ich euch. Aber wenn ihr mal ein Messer-Forum aufmischen wollt, dann werft einfach eure Version der besten Tools für den Messeranschliff in den Ring. Und schon fliegen nach kürzester Zeit die Fetzen. 😁 Das ist vergleichbar mit einem Motorrad-Forum, wo ihr einen Thread zum Thema beste Reifen oder bestes Motoröl aufmacht. Ganz großes Kino.😂
Ich werde jetzt jedenfalls auf Diamant-Trockenschleifsteine plus Abziehleder zum Schärfen meiner Messer wechseln.
Aber hier nun endlich mein Endprodukt kurz vor 19 Uhr am Sonntagabend:

Ich als (ehemaliger) Perfektionist bin mit den Proportionen meines Messer zwar nicht ganz zufrieden, aber für meine erste Schmiedearbeit kann man das schon mal durchgehen lassen.😉
Ich hoffe, ihr hattet etwas Spaß bei meinen Schilderungen des 2-Tage-Damastschiedekurs in Blaubeuren. Vielleicht habt ihr ja selbst Lust bekommen, so etwas einmal auszuprobieren.
Übrigens kann so ein Kurs auch ein ganz besonders Geschenk für jemanden sein, der euch sehr am Herzen liegt.
Ach ja, kommendes Wochenende geht es bei mir übrigens noch einmal um das Thema Metallbearbeitung – die VHS ruft.