Nouakchott

Nouakchott oder auch Nuakschott ist die Hauptstadt und mit Abstand größte Stadt Mauretaniens. Sie liegt direkt an der Atlantikküste.

Wir beschließen, heute eine Fahrpause einzulegen um ein paar Dinge zu reparieren und ein paar Sachen zu erledigen – allem voran Bargeldbeschaffung! Moctar hilft uns wieder, ruft seinen Kumpel an und der läuft mit uns durch die Stadt. Als erstes zu einer großen französischen Bankfiliale, wo wir auch problemlos Bargeld abheben können. Wir decken uns kräftig ein😁Weiter geht’s mit der Suche nach Schuhkleber, Textmarker und dem (erfolglosen) Versuch, für die GoPro ein neues Schutzglas zu bekommen.

Und die Hitze macht uns ganz schön zu schaffen:

Zurück im Hotel will der Chef gleich Bares für den Verlängerungstag sehen. Diesmal sind wir vorbereitet und können in der Landeswährung bezahlen. Auch diesmal gibt es keinerlei Quittung, geschweige denn eine Rechnung o.ä. Geschäfte per Handschlag halt.

Ein kurzer Check der Motorräder zeigt: meine gute alte Transalp kommt wohl doch langsam in die Jahre. 100.000km sind für so eine kleine Maschine schon eine stolze Laufleistung. Sie leidet unter einer leichten Öl-Inkontinenz und ich hoffe, sie hält die Strapaze bis zurück nach Hause aus.

Nuakschott selbst hat aus touristischer Sicht nichts zu bieten. Deshalb an dieser Stelle auch (noch) keine Fotos. Sand überall auf den Straßen und Fußwegen (so sie existieren oder nicht zweckentfremdet werden). Eine Altstadt (Medina) gibt es leider nicht. Nuakschott ist eine relativ junge Stadt und wurde ursprünglich nur als Verwaltungszentrum gegründet.

Nach allem bisher Gesehenen und Erlebten kann ich sagen: Mauretanien wird wohl nicht mein Lieblings-Reiseland werden😜

Ankunft Nuakschott

Gegen 20 Uhr kommen wir in Nuakschott an, nachdem wir die 6! schon erwähnten Polizeikontrollen kurz vor der Stadt passiert haben. Wir schauen dann nach Unterkünften…

… und fahren das Casablu Hotel an, dass wir auch in booking.com gefunden hatten und wo auch ein Parkplatz und Kreditkartenzahlung erwähnt war. Lt. Rezeptionistin, die leider kein Wort Englisch versteht, gibt es auch Zimmer und wir könnten auch mit Kreditkarte zahlen. Aber sie ruft mal vorsichtshalber den Chef an. Der kommt dann auch gleich nach ein paar Minuten angefahren. Der Preis (umgerechnet rund 90 Euro), den wir per Kreditkarte bezahlen sollen, liegt allerdings deutlich über den 60 Euro, die ich per booking.com bezahlen müsste. Darauf hingewiesen meint er nur, dann solle ich doch dort buchen, weil er es wohl für einen Bluff hält. Ich buche dann und er ist nicht so erfreut, als Sekunden später die Reservierung auf seinem Rechner erscheint.Er rächt sich aber, in dem er meint, Kartenzahlung gehe jetzt doch nicht, keine Verbindung… Wir zeigen ihm zwar, dass wir seine Lüge durchschauen, müssen aber trotzdem zähneknirschend 60 Euro in bar an ihn abdrücken, da wir noch kein einheimisches Bargeld haben und er sofort Geld sehen will.

Das Zimmer ist ganz ok, abgesehen von den üblichen Kleinigkeiten: flackernde oder gar nicht funktionierende Lichter, kaputte Schranktüren, fehlende Handtücher organisieren…

Ein kleiner Lichtblick: der allround-Security-Mädchen-für-alles-Student Moctar ist super nett, hilfsbereit, spricht Englisch, passt auf unsere Motorräder auf, besorgt gleich mal 5 Flaschen Wasser für die dehydrierten Motorradfahrer, empfiehlt uns ein Restaurant fürs Abendessen und begleitet uns sogar ein Stück, damit wir es auch finden. An ihm sollte sich sein Boss mal ein Beispiel nehmen 😉

Unterkunftssuche

Unterkünfte sind hier außerhalb der Hauptstadt sehr rar. Es sind ja auch nur endlose Straßen durch die Wüste, unterbrochen von kleinen – ich nenne es mal – Truckstopps: ein paar Hütten, ein paar Lädchen, eine Tankstelle…

Kurz vor Sonnenuntergang halt wir an einem „Hotel“: ein paar gemauerte, kleine (zwischen 3×3 und 4x4m), niedrige, düstere (kein Strom) „Bungalows“ mit Matratzen auf der Erde, die – sagen wir mal netterweise – schon bessere Zeiten gesehen haben. Ich meine ja nicht so pingelig zu sein, aber dieses Etablissement ist selbst mit eigenem Schlafsack noch sehr harter Tobak. Auf meine Frage nach einer Wasch- oder Duschmöglichkeit werde ich zum Brunnen geführt und mir Wassereimer präsentiert. Ich stelle mir dann vor, wie ich hier nackt am Brunnen stehe und mich nach dem Einseifen mit eimerweise Wasser übergieße und finde, das wäre hier wahrscheinlich unpassend.

Wir beschließen wieder besseres Wissen in der Dunkelheit weiter zu fahren. Nicht ganz ungefährlich mit einem Zweirad in einem fremden Land.

Mauretanien Tanken und Bargeld

Als nächstes Problem entpuppt sich das Tanken und die Bargeldbeschaffung. Die erst Tankstelle hat gar kein Benzin bzw. 20-Liter-weise aus Kanistern für 40 Euro (keine Kreditkartenzahlung möglich). Das ist uns etwas suspekt und wir fahren erstmal weiter.

Typisch mauretanische Tankstelle. Wir sollten wohl doch mal ein Sand-Fahrtraining machen:

Bei der nächsten Tankstelle sind wir schon auf Reserve und MÜSSEN tanken. Zumindest geht es hier von der Säule (auch hier keine Kreditkartenzahlung möglich) und der erst ausgehandelte Preis von 40 Euro für 30 Liter wäre auch ok. Aber dann will der Tankwart doch 60 Euro. 2 € pro Liter scheint wohl der gängige Touri-Abzockpreis zu sein. Also um so wichtiger die Bargeldbeschaffung… Der erste ATM, den wir finden, akzeptiert nur genau eine aller getesteten Karten – und das auch nur einmal. Wir wählen 10.000 Ouguiya was ungefähr 250 Euro entspräche, bekommen aber nur 2x 500er Scheine. Hat uns der Automat betrogen und 9.000 für sich behalten? Auf der Quittung steht auch auch nur 1.000, passend zum ausgezahlten Geld. Des Rätsels Lösung: hier sind, ähnlich wie im Iran, die gesprochenen und geschriebenen Preise 1:10 auseinander. D.h. geschrieben wird bspw. 5000, gemeint sind 500. Zu einem Schein, wo „500“ drauf steht, sagt man Fünftausend/Five thousand. Im Iran kam es durch die Umbewertung des Geldes 1:10 zustande, die Leute rechnen immer noch mit dem alten Geld und zahlen mit neuen Scheinen. Ob es hier in Mauretanien ähnlich ist, konnten wir noch nicht abschließend klären.

Nord-Mauretanien Landschaft und Verkehr

Ja und landschaftlich? Wüste, Sand, Staub, starker Seitenwind, der die Nacken- und Halsmuskeln zum Glühen bringt, Mini-Dünen quer über der Straße, die für uns Motorradfahrer je nach Größe ziemlich gefährlich werden können…

Jeder entgegenkommende LKW hüllt uns in einen Mini-Sandsturm. Dabei nimmt auch das Schutzglas von Chris‘ GoPro Schaden. Sie hat da wohl ein größeres Steinchen abbekommen.

Und heiß ist es! Man könnte meinen, die hohen Temperaturen haben kein marokkanisches Visum bekommen und sich an der Grenze gestaut. Denn hier hat es gleich mal 15-20 Grad höhere Temperaturen!

Nord-Mauretanien Straßen und Kontrollen

Und dann geht es los: laufende Polizeikontrollen (allein 6! auf 2km kurz vor Nuakschott 😵) und alle wollen sie einen „Fisch“🙄 Ja wir wissen schon – sie wollen von uns eine Kopie unseres Reisepasses, aber bei der Anzahl von Kontrollstellen wären unsere Kopien von Dokumenten, die wir dabei haben, innerhalb 2h aufgebraucht. Soviel Fische kann man gar nicht dabei haben. Im Auto mit Anhänger vlt. Außerdem stinken die vielen Fische ja irgendwann 😜… Also stellen wir uns dumm und die Kontrolleure müssen sich ihre Kopien selbst machen oder sie winken uns durch, weil sie darauf keinen Bock haben.

Die Straßen sind durchwachsen, gute Abschnitt wechseln sich mit Schlaglochpisten ab.

Nach Mauretanien

Noch vor dem Frühstück packen wir die Motorräder und starten gegen 9 Uhr Richtung Grenze. Auf marokkanischer Seite haben wir „nur“ 3 Büros und 2 Endkontrollen zu meistern. Das Niemandsland zwischen den 2 Grenzabfertigung gleicht einer kleinen Offroad-Einlage. Bei der Einreise nach Mauretanien sind es dann ca. 7 Anlaufstellen und eine Endkontrolle – ganz genau können wir es gar nicht sagen, da wir einen Bekannten haben, der an der Grenze arbeitet und uns relativ zügig durch die einzelnen Stationen führt. Inkl. Foto, Fingerabdrücke usw. Das ist natürlich ein unschätzbarer Vorteil, so einen Helfer zu haben, denn schon allein die Reihenfolge der Anlaufstellen richtig mitzubekommen ist nicht einfach.

Aber irgendwann haben wir es gegen 11:30 Uhr mauretanischer Zeit (12:30 marokkanische Zeit bzw. 13:30 in Dtl.) – also nach nur 2h – geschafft und rollen auf mauretanischen Straßen.

Westsahara

Gestern Abend wurde es wieder spät, bis der folgende Tag besprochen, die Fotos grob reduziert und der Blog geschrieben war.

Nach dem Frühstück machen wir einen kleinen Check der Motorräder. Ich habe einen ziemlich hohen Ölverbrauch. Das müssen wir im Auge behalten. Und so kommen wir erst nach 10 Uhr los.

Wir fahren erst einmal auf Dakhla zu, wo es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Die Strecke dorthin ist eintönig und wieder windig. Das Terrakottabraun der Steinwüste wechselt langsam zu einem hellen Beige. Und zu den allgegenwärtigen Kamelwarnschildern gesellen sich endlich auch einmal ein paar Kamele.

Bei einer kleinen Tank-Mittags-Pause kaufen wir uns ein paar Bananen. Reif und lecker🙂

Als wir gegen 16 Uhr in der Nähe von Dakhla sind, beschließen wir aber noch 2 Stunden Richtung mauretanische Grenze zu fahren. Doch kurz darauf erwischt uns ein richtig starker Sand- und Staubsturm. Die Sichtweite beträgt teilweise nur 5m. Der Wind kommt zwar von hinten, was ja erst einmal besser ist als Gegenwind. Das hat aber einen anderen Nachteil: die Motoren laufen heiß, da die Kühlung durch den Fahrtwind fehlt. Aber die großen Lüfter der Wasserkühlung der Transalps schaffen es dann doch, die Temperaturen im Zaum zu halten.

Mitten im Staubsturm wird auch noch ein Tankstopp fällig. Und wie es der Zufall will, laufen auch noch zwei junge Schweizer auf BMW Sportmotorrädern ein und kurz darauf zwei Italiener auf Reiseenduros. Alle aus dem Senegal kommend. Da ist natürlich ein kurzer Erfahrungsaustausch fällig, auch wenn die Umstände nicht gerade gemütlich sind.

Kurz nach 19 Uhr, nach 715km Tagesetappe, sind wir in Bir Gandouz im Hotel Barbas. Das Hotel ist nicht der Knaller, aber das Essen ganz ok. Außerdem haben wir es morgen nur 90km bis zur mauretanischen Grenze 🙂

El Marsa

Wir sind in dem zu Marokko gehörenden Gebiet Westsahara angekommen. Die Polizeikontrollen nehmen zu und wir werden als Motorradfahrer nicht mehr einfach durchgewunken, sondern müssen auch einmal unseren Paß vorzeigen (siehe auch Westsaharakonflikt)

Nach 590km reicht es uns für heute und wir checken in Marsa Laayune im Hotel Beauport ein. Ein kleiner Abendspaziergang beschert uns noch ein leckeres Abendessen aus einer Garküche am Straßenrand.

Es gibt Linsen als Vorspeise und Fleischspieße (Hühnchen und Pute) als Hauptgericht 🙂👍

Richtung Westsahara

Am Morgen gibt es ein gutes Frühstück auf der schönen Terrasse des Gästehauses Maison de Soleil.

Dann fahren wir gestärkt über die R104 erst einmal Richtung Westen an die Küste und folgen dieser dann nach Süden. Die Straße ist in hervorragendem Zustand, wenig befahren und geht kurvenreich durch die bergige Landschaft. Ein Traum für Motorradfahrer.

Irgendwann müssen wir dann aber doch wieder über die N12 auf die große neue N1. Diese ist mittlerweile 4 spurig ausgebaut und auch in einem super Zustand. Die alte N1 sieht man manchmal noch halb verschüttet neben der neuen Straße.

Dann führt und das Navi über eine Auffahrt auf einen neuen Straßenabschnitt. Wir wundern uns, dass wir hier die Einzigen sind, bis wir realisieren, dass dieser Abschnitt wohl noch nicht freigegeben ist. Die später querstehenden Baufahrzeuge bestätigen die Vermutung. Für Christian folgt dann noch eine unfreiwillige Offroad-Einlage , da er die neue Straße verlässt und dann nicht auf den aufgeschütteten Damm zurück kann. Er muss nebenher auf einer unbefestigten Piste fahren, bis wir wenige Kilometer später wieder zusammenfinden.

Bei Tan-Tan nehmen wir nicht die Umgehungsstraße, sondern fahren zum Mittagessen in die Stadt.

Mittlerweile befinden wir uns in Höhe der Kanaren (Teneriffa, Fuerteventura usw.), die nur ca. 100km westlich von uns im Atlantik liegen.

Die Landschaft hat sich auch geändert. Jetzt dominieren Sand und Steine anstatt Obst- und Gemüseplantagen.

Am Nachmittag folgt noch eine Orgie aus Staub – und Sandsturm sowie starken Seitenwind, die uns wieder mal das Leben schwer machen. Selbst auf der Straße bilden sich kleine Sanddünen.