Ciao Mauretanien

Nach einer, von sehr lauter Musik untermalten, Nacht auf bockelharten Matratzen (besser als durchgelegen finde ich), verlassen wir am Morgen die Auberge Triskell. Aber trotzdem ist Triskell für (Durch)Reisende eine sehr gute Adresse in Nuakschott. Freundliches und hilfsbereites Personal und Management, einfache aber gute Unterkünfte sowie Lounge auf dem Dach, sehr gutes lokales Essen, Minimarkt gleich an der Ecke… Wer kein Hotelzimmer mit A/C benötigt, ist hier gut aufgehoben.In der Stadt tanken wir noch einmal voll und dann geht es auf der N2 (andere Straßen gibt es eh nicht Richtung Norden) weiter gen Westsahara. Anfangs kommen wir gut voran (abgesehen von den Fischkontrolleuren). Später haben wir dann doch wieder stärkeren Seitenwind, der den Benzinverbrauch in die Höhe treibt. Dazu kommen Sandschwaden (wie Bodennebel) knapp über der Fahrbahn von Osten geweht, die es manchmal schwierig machen, den genauen Straßenverlauf zu erkennen. Außerdem wird die Straße immer schlechter, je weiter wir uns von Nuakschott entfernen.

Aber wenigstens ist es heute nicht so heiß. Gut für Chris, der nicht richtig fit ist. Trinkpause in der Wüste:

Typische, versandete, mauretanische Tankstelle:

Manche Tankstellen waren so versandet, dass es schwierig war, die Tanksäulen mit dem Motorrad zu erreichen.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich Mauretanien nicht mag?

Auberge Triskell

Irgendwann haben wir es dann bis Nuakschott, geschafft, bei einer uns vom letzten Mal bekannten und mit einem funktionierenden Geldautomat ausgestatteten Bank Geld geholt und in der Auberge Triskell eingecheckt. Deren Chef hatte uns ja vor reichlich einer Woche die (zu große) Batterie an den Checkpoint gebracht. Wie erwartet treffen wir dort auch unseren Azoren-Portugiesen Carlos wieder.

Auf dem Dach des Hauptgebäudes gibt es mehrere Zelte und kleine Bungalows.

Wir entscheiden uns für ein Zelt, duschen und gönnen uns dann ein reichhaltiges Abendessen.

Über unserem Tisch wird auch gespeist: sehr große Fledermäuse o. kleine Flughunde o.ä. laben sich an den reifen Datteln.

Dabei bröselt auch so einiges nach unten und wir ziehen um an einen anderen Tisch.

Und natürlich unterhalten wir uns ausgiebig mit Carlos🙂

Schlüsseltechnologie

Etwas weiter, bei der Mittagspause, bricht bei Chris der Schlüssel im Schloss des Motorradkoffers ab. Und das beim kombinierten Givi Schließ- und Arretierungssystem! Glück im Unglück: der Koffer war in dem Moment am Motorrad und offen. Also müssen wir ihn „nur“ irgendwie verkehrstauglich zu bekommen. Und da kommen wieder meine dicken blauen Spanngummis ins Spiel, die ja schon vor reichlich einer Woche bei der Aktion mit der zu großen Batterie gute Dienste geleistet haben: mit diesen bekommen wir den Koffer gut zu.

Begegnungen

An der Grenze treffen wir einen Portugiese von den Azoren auf einer 2017er Africa Twin. Er ist, aus Guinea-Bissau kommend, wie wir auf dem Weg Richtung Norden und hat heute schon 8 Grenzen überquert! Jetzt treffen wir ihn hier südlich von Nuakschott wieder in der Pampa am Straßenrand stehend. Wir halten natürlich sofort an, da wir von einer Panne ausgehen. Alles gut meint er. Er hatte sich einen Nagel im Hinterrad eingefahrenen und ist gerade mit dem Schlauchwechsel fertig. Und ein Schlauchwechsel bei so einem steifen Hinterradreifen ist keine schöne Arbeit, das könnt ihr mir glauben. In den wenigen Minuten, die er Vorsprung von der Grenze hatte, hat er das geschwind gemacht. Unglaublich der Carlos. Wir stellen auch fest, dass wir in Nuakschott dieselbe Unterkunft anpeilen wie er. Wiedersehen also vorprogrammiert 🙂

Als nächstes eine Tankstellenbegegnung: die Tankstelle kennen wir schon von der Fahrt Richtung Süden: damals hat der Tankwart nicht verstanden, beide Motorräder gleich hintereinander zu betanken, um einen Gesamtbetrag zu bekommen (machen wir immer so). Er hat die Zapfpistole nach dem ersten Motorrad wieder eingehängt, sich den ersten Betrag nicht richtig gemerkt (wir schon) und dann falsch zusammengerechnet. Das gab dann ein mittelgroßes Theater an der Tankstelle! Und wechseln/rausgeben könnte er angeblich auch nicht. Jetzt nun wieder gleiche Tankstelle und – so ein Mist – gleicher Tankwart. Aber diesmal hat er es kapiert und betankt gleich beide Motorräder. Doch diesmal hat er ein Problem mit dem Wort STOP (wir haben nämlich nur begrenzt mauretanisches Geld und müssen erst in Nuakschott an den ATM). Er hält bei unserem STOP zwar kurz inne, aber lässt dann doch noch etwas in den Tank laufen. Zu viel!! Also wieder Theater! Geld reicht nicht. Irgendwann drücken wir ihm entnervt zusätzlich ein paar senegalesische Münzen in die Hand (ein paar Cent) und fahren einfach. Keiner schießt uns hinterher, kein Polizeihubschrauber… scheint geklappt zu haben. Aber vlt. werden wir ja bei der Ausreise festgenommen. Ich mag Mauretanien nicht. Hatte ich, glaube ich, schon erwähnt.

Außerdem gibt es hier in der Gegend extrem viele traurige Tierbegegnungen: die Straßenränder sind voll Dutzenden, wenn nicht gar Hunderten, Tierkadavern in allen Verwesungszuständen: aufgebläht seit kurzem tot, schon etwas länger liegend und übel stinkend, mumifizierte Fellhüllen und hell leuchtende Gebeine. Pferde, Esel, Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen – jegliches Getier. Ob hier eine Seuche grassiert oder ob es Wassermangel ist – wir wissen es nicht.

Mauretanien zum Zweiten

Nach der Grenze kommen wir wieder auf unserer geliebte Grenzbuckelpiste, für die wir auch noch 2 x 5€ Nationalparkgebühr bezahlen müssen (eigentlich müssten wir für die Strapaze da Geld und Freibenzin bekommen). Die einzige nette Abwechslung unterwegs sind die Schilder: Pumba und Crocki.

Und nach der Piste dann wieder „Fisch“-Land: zig Polizeikontrollen, die alle einen „Fisch“ (Kopie vom Pass) haben wollen. Da sie von uns keinen Fisch bekommen, schauen sie einfach angestrengt in den Pass und lassen uns dann weiterfahren. Ganz selten geht dann doch mal einer ins Polizeihäuschen und macht sich eine Kopie. Und ist eh schleierhaft, was man mit den ganzen Kopien macht. Auch an der Grenze hat man zwar Passlesegeräte und tippt fleißig am Computer rum, aber danach wird trotzdem noch das große dicke Buch genommen, und alles von Hand ein weiteres mal abgeschrieben… Auch für uns nicht verständlich: was kann sich denn von Polizeikontrollstelle A zur 5km entfernten Kontrollstelle B geändert haben? Es gibt nur diese eine Straße (außer Pisten). Die Fahrzeuge sind doch immer die gleichen…? Na ja, man muss ja nicht alles verstehen. Hab ich schon erwähnt, dass ich Mauretanien nicht mag?

Leaving Senegal

Um die morgentliche Kühle auszunutzen, starten wir schon kurz nach 7 Uhr in Guelakh. Wir (bzw. ich ) meistern die Sandpiste diesmal ohne Sturz. In St. Louis tanken wir noch einmal voll (auf den Pisten haben wir fast das Doppelte verbraucht 🤪) und weiter geht’s Richtung Grenze. Die Grenzformalitäten sind gar nicht sooo schlimm (oder wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt) und nach 2h haben wir beide Seiten der Grenze gemeistert. Natürlich wieder: Dammbenutzungsgebühr 10€, Foto und Fingerabdrücke und Abfrage des Berufs bei der AUSREISE aus dem Senegal!🙄 (keine Ahnung für was das gut sein soll) und unser aufwendig in St. Louis verlängertes Passavant wird an der Grenze kontrolliert und eingezogen. War also doch für etwas gut. 40 Min. dauert es hier. 1:20h dann auf mauretanischen Seite: neues Visa (55 €), neues Passavant (8 €), neue 3-Tages-Versicherung… Bestimmt habe ich etwas vergessen.

Schraubertag

Der Vormittag steht ganz im Zeichen der Motorradwartung. Wir überprüfen Kette, Luftdruck, Luftfilter (entstauben und entsanden so gut es ohne Kompressor geht) und Ölstand (ich muss wieder auffüllen).

Und am wichtigsten bei mir: wir verbauen ein „kleine“ (passt gerade so ins Batteriefach) 9Ah Batterie. Die ist von der Kapazität her eigentlich zu klein, kann aber den „kalten“ Motor (30-40 Grad eben😁) problemlos anlassen. Ich hoffe, das funktioniert dann in 12 Tage in der kalten Schweiz auch noch. Deshalb werde ich vorsichtshalber die schwere 14Ah Batterie, die wir in Mauretanien gekauft haben, im Seitenkoffer mitschleppen. Hoffentlich reißt es mir morgen auf der Grenzbuckelpiste nicht den Koffer ab🥴Jedenfalls ist das Problem mal für den Moment gelöst.

Mbakhas

Am Abend schauen wir uns nach einer rasanten Autofahrt über die Pisten auch noch das Projektdorf Mbakhas an.

Es ist praktisch eine neuere Ausgabe vom nun schon 35 Jahre bestehenden Projekt Guelakh. Wir bekommen eine Führung und bestaunen die zwei Fischzuchtanlagen, bewusst gemischte Bepflanzung mit verschiedenen Baumarten (Stichwort Biodiversität), Obst- und Gemüseanbau, Ziegen, Schafe, Hühner…

Und dann erfahren wir, dass die ganze Anlage erst im vierten Jahr besteht. Ich bin platt. Wir haben ja die letzten Tage selbst erfahren, wie schwierig und langwierig Aktionen hier sind. Und dann diese Vorzeige-Landwirtschaft in weniger als 4 Jahren aufzubauen – eine tolle Leistung finde ich.

Klaas‘ Hof

Unsere Gastgeber (Conny und Klaas) reden zwar immer von Klaas‘ Feld, aber was wir dann zu sehen bekommen, ist viel mehr als ein Feld – das ist schon ein kleiner Hof!

Mit Zitrus-, Mango-, Granatapfel- und anderen Bäumen, …

… einem Brunnen, solarbetriebener Bewässerung, Ziegen, Hühnern, einer Kuh…

Toll, was Klaas da aufgebaut hat!