Märkte

Auf dem Gemüsemark kaufe ich Bananen und schlenderte durch die Markthalle, in der hauptsächlich Fisch und Fleisch gehandelt werden. Alles sieht sehr frisch aus, selbst jetzt bei Sonnenuntergang, und es riecht auch kein bisschen unangenehm.

An einem Stand mit zig Gebäcksorten stelle ich mir einen Mix zusammen und setze mich dann in eine Teestube (hmmm, klingt so old style, aber ein Café ist es ja eigentlich auch nicht), um auf Chris zu warten.

Nach einem gemeinsamen Abendimbiss und noch einer Runde um den Block geht’s dann zurück in unsere 76qm Ferienwohnung 🙂 (gebucht übrigens über booking.com für 36 Euro)

Mosquée Eddarham

Ich starte derweil einen abendlichen Rundgang durch Daklah. Wie ich so vor der vom Abendlicht angestrahlten Eddarham-Moschee stehe…

… spricht mich ein Mann an und fragt mich, ob ich innen Fotos machen möchte. Dann öffnet er die Moschee, macht das Licht an und zeigt mir alles: die Deckenverzierungen, die Säulen mit Mosaiken, die Bücherregale…

Dann zeigt er mir sogar noch ein Hinterzimmer mit Computertechnik, Videoüberwachung und die Audioanlage für die Muezzinrufe. So wie ich ihn verstehe, ist er wohl der Muezzin . Denn wir verständigen uns mit Händen und Füßen bzw. Gesten. Sehr interessant, dass alles gezeigt zu bekommen. Wieder einmal zeigt sich, dass ein paar freundliche Blicke und ein „Salam aleikum“ viel bewirken können. Dazu kommt, dass Deutsche in den arabisch bzw. muslimisch geprägten Ländern gut angesehen sind. Hier lass ich das praktischerweise meist so einfließen, dass ich entschuldigend sage, dass ich kein Französisch spreche, weil ich aus Dtl. komme😁 Ja ich weiß, das eine schließt das andere nicht aus, funktioniert aber prima 😉

Ad-Dakhla

Durch die andere Zeitzone hier in Marokko/Westsahara wird es erst gegen 8 Uhr langsam hell (nach der Umstellung auf Winterzeit in Dtl., haben wir hier übrigens die gleiche Uhrzeit wie zu Hause). Wir machen noch einen kleinen Check der Motorräder, frühstücken gemütlich und fahren dann weiter Richtung Norden. Heute haben wir es nicht so weit (290km). Unser Ziel: die im Westsaharagebiet auf einer Halbinsel gelegene Stadt Ad-Dakhla. Diese hat eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte. Portugiesen, Spanier, Holländer und Franzosen waren hier schon zugange. Später stritten Marokko, Mauretanien und die Frente Polisario um das Gebiet.

Unterwegs tanken wir u.a. wieder an derselben Tankstelle, wo wir vor anderthalb Wochen im Sandsturm standen und 4 andere Motorradfahrer getroffen hatten. So sieht es da, im Gegensatz zu damals, bei schönem Wetter aus:

Noch ein paar Eindrücke von unterwegs:

Kurz vor Daklah gibt Chris‘ Tachoantrieb den Geist auf. Das Problem kenne ich und ist mir auch schon zweimal passiert. Die fehlende Geschwindigkeitsanzeige ist nicht so schlimm, die Geschwindigkeit kann man auch über den Drehzahlmesser bestimmen (3000U=60km/h, 4000U=80km/h usw.). Aber die Transalp hat keine Tankuhr und wir benutzen den Tageskilometerzähler zu Bestimmung des nächsten Tankstopps. Alleinreisende hätten da jetzt ein kleines Problem. Deshalb hab ich auch noch einen Fahrradtacho an meiner Transalp (Uhrzeit, Gesamtkilometer, Tageskilometer…). Bei uns Zweien ist das aber nicht so schlimm. Wir haben das gleiche Motorrad und tanken sowieso immer zusammen.

Wir gönnen uns in Daklah die Ferienwohnung „Residence Agdal“ mit zwei Schlafzimmern, denn Chris braucht noch etwas Erholung und haut sich nachmittags erst noch mal aufs Ohr.

Hotel Barbas

Ca. 90km nördlich der Grenze liegt eine kleine Ortschaft mit dem Hotel Barbas. Dort waren wir auch schon auf der Hinfahrt. Als wir am Hotel angekommen, winken uns die Angestellten gleich wieder in den schönen Innenhof.

Also nehmen sowohl wir, als auch die Motorräder wieder ihre Stammplätze ein:

Die Zimmer sind leidlich OK (20€ je Einzelzimmer), das Essen gut, das Personal sehr freundlich, ATM gleich um die Ecke. Kann man empfehlen, zumal es hier in der Region eh nicht viel Auswahl gibt.

Grenzübergang

Auf mauretanischer Seite bietet sich uns ein „Guide“ an, der für je 10 Euro alle Formalitäten für uns erledigen will. 10 Euro bzw. 500 Ougouiya klingen für uns fair und nach einem kurzen Schwätzchen befinden wir ihn für vertrauenswürdig genug, dass wir ihm Pässe, Fahrzeugpapiere und Passavant anvertrauen und folgen ihm brav auf dem Motorrad zu den einzelnen Stationen. Er erledigt auch wirklich alles in Rekordzeit und bald schon können wir in das Niemandsland zwischen den beiden Grenzposten Mauretanien und Marokko/Westsahara einfahren. Das ist in seiner südlichen Hälfte (Mauretanien) eine ziemlich üble Buckelpiste (für tiefergelegte GTI u.ä. praktisch unpassierbar) und in der nördlichen Hälfte (Marokko) eine gute geteerte Straße.

Am marokkanischen Grenzposten geht es anfangs ziemlich schnell voran, aber dann erweist sich die Durchleuchtungshalle als Nadelöhr: da muss jeder durch, selbst Motorräder.

Aber irgendwann ist auch das geschafft und wir rollen wieder auf marokkanischen Straßen – zumindest mal in Westsahara 🙂

Ciao Mauretanien

Nach einer, von sehr lauter Musik untermalten, Nacht auf bockelharten Matratzen (besser als durchgelegen finde ich), verlassen wir am Morgen die Auberge Triskell. Aber trotzdem ist Triskell für (Durch)Reisende eine sehr gute Adresse in Nuakschott. Freundliches und hilfsbereites Personal und Management, einfache aber gute Unterkünfte sowie Lounge auf dem Dach, sehr gutes lokales Essen, Minimarkt gleich an der Ecke… Wer kein Hotelzimmer mit A/C benötigt, ist hier gut aufgehoben.In der Stadt tanken wir noch einmal voll und dann geht es auf der N2 (andere Straßen gibt es eh nicht Richtung Norden) weiter gen Westsahara. Anfangs kommen wir gut voran (abgesehen von den Fischkontrolleuren). Später haben wir dann doch wieder stärkeren Seitenwind, der den Benzinverbrauch in die Höhe treibt. Dazu kommen Sandschwaden (wie Bodennebel) knapp über der Fahrbahn von Osten geweht, die es manchmal schwierig machen, den genauen Straßenverlauf zu erkennen. Außerdem wird die Straße immer schlechter, je weiter wir uns von Nuakschott entfernen.

Aber wenigstens ist es heute nicht so heiß. Gut für Chris, der nicht richtig fit ist. Trinkpause in der Wüste:

Typische, versandete, mauretanische Tankstelle:

Manche Tankstellen waren so versandet, dass es schwierig war, die Tanksäulen mit dem Motorrad zu erreichen.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich Mauretanien nicht mag?

Auberge Triskell

Irgendwann haben wir es dann bis Nuakschott, geschafft, bei einer uns vom letzten Mal bekannten und mit einem funktionierenden Geldautomat ausgestatteten Bank Geld geholt und in der Auberge Triskell eingecheckt. Deren Chef hatte uns ja vor reichlich einer Woche die (zu große) Batterie an den Checkpoint gebracht. Wie erwartet treffen wir dort auch unseren Azoren-Portugiesen Carlos wieder.

Auf dem Dach des Hauptgebäudes gibt es mehrere Zelte und kleine Bungalows.

Wir entscheiden uns für ein Zelt, duschen und gönnen uns dann ein reichhaltiges Abendessen.

Über unserem Tisch wird auch gespeist: sehr große Fledermäuse o. kleine Flughunde o.ä. laben sich an den reifen Datteln.

Dabei bröselt auch so einiges nach unten und wir ziehen um an einen anderen Tisch.

Und natürlich unterhalten wir uns ausgiebig mit Carlos🙂

Schlüsseltechnologie

Etwas weiter, bei der Mittagspause, bricht bei Chris der Schlüssel im Schloss des Motorradkoffers ab. Und das beim kombinierten Givi Schließ- und Arretierungssystem! Glück im Unglück: der Koffer war in dem Moment am Motorrad und offen. Also müssen wir ihn „nur“ irgendwie verkehrstauglich zu bekommen. Und da kommen wieder meine dicken blauen Spanngummis ins Spiel, die ja schon vor reichlich einer Woche bei der Aktion mit der zu großen Batterie gute Dienste geleistet haben: mit diesen bekommen wir den Koffer gut zu.

Begegnungen

An der Grenze treffen wir einen Portugiese von den Azoren auf einer 2017er Africa Twin. Er ist, aus Guinea-Bissau kommend, wie wir auf dem Weg Richtung Norden und hat heute schon 8 Grenzen überquert! Jetzt treffen wir ihn hier südlich von Nuakschott wieder in der Pampa am Straßenrand stehend. Wir halten natürlich sofort an, da wir von einer Panne ausgehen. Alles gut meint er. Er hatte sich einen Nagel im Hinterrad eingefahrenen und ist gerade mit dem Schlauchwechsel fertig. Und ein Schlauchwechsel bei so einem steifen Hinterradreifen ist keine schöne Arbeit, das könnt ihr mir glauben. In den wenigen Minuten, die er Vorsprung von der Grenze hatte, hat er das geschwind gemacht. Unglaublich der Carlos. Wir stellen auch fest, dass wir in Nuakschott dieselbe Unterkunft anpeilen wie er. Wiedersehen also vorprogrammiert 🙂

Als nächstes eine Tankstellenbegegnung: die Tankstelle kennen wir schon von der Fahrt Richtung Süden: damals hat der Tankwart nicht verstanden, beide Motorräder gleich hintereinander zu betanken, um einen Gesamtbetrag zu bekommen (machen wir immer so). Er hat die Zapfpistole nach dem ersten Motorrad wieder eingehängt, sich den ersten Betrag nicht richtig gemerkt (wir schon) und dann falsch zusammengerechnet. Das gab dann ein mittelgroßes Theater an der Tankstelle! Und wechseln/rausgeben könnte er angeblich auch nicht. Jetzt nun wieder gleiche Tankstelle und – so ein Mist – gleicher Tankwart. Aber diesmal hat er es kapiert und betankt gleich beide Motorräder. Doch diesmal hat er ein Problem mit dem Wort STOP (wir haben nämlich nur begrenzt mauretanisches Geld und müssen erst in Nuakschott an den ATM). Er hält bei unserem STOP zwar kurz inne, aber lässt dann doch noch etwas in den Tank laufen. Zu viel!! Also wieder Theater! Geld reicht nicht. Irgendwann drücken wir ihm entnervt zusätzlich ein paar senegalesische Münzen in die Hand (ein paar Cent) und fahren einfach. Keiner schießt uns hinterher, kein Polizeihubschrauber… scheint geklappt zu haben. Aber vlt. werden wir ja bei der Ausreise festgenommen. Ich mag Mauretanien nicht. Hatte ich, glaube ich, schon erwähnt.

Außerdem gibt es hier in der Gegend extrem viele traurige Tierbegegnungen: die Straßenränder sind voll Dutzenden, wenn nicht gar Hunderten, Tierkadavern in allen Verwesungszuständen: aufgebläht seit kurzem tot, schon etwas länger liegend und übel stinkend, mumifizierte Fellhüllen und hell leuchtende Gebeine. Pferde, Esel, Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen – jegliches Getier. Ob hier eine Seuche grassiert oder ob es Wassermangel ist – wir wissen es nicht.