Um die morgentliche Kühle auszunutzen, starten wir schon kurz nach 7 Uhr in Guelakh. Wir (bzw. ich ) meistern die Sandpiste diesmal ohne Sturz. In St. Louis tanken wir noch einmal voll (auf den Pisten haben wir fast das Doppelte verbraucht 🤪) und weiter geht’s Richtung Grenze. Die Grenzformalitäten sind gar nicht sooo schlimm (oder wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt) und nach 2h haben wir beide Seiten der Grenze gemeistert. Natürlich wieder: Dammbenutzungsgebühr 10€, Foto und Fingerabdrücke und Abfrage des Berufs bei der AUSREISE aus dem Senegal!🙄 (keine Ahnung für was das gut sein soll) und unser aufwendig in St. Louis verlängertes Passavant wird an der Grenze kontrolliert und eingezogen. War also doch für etwas gut. 40 Min. dauert es hier. 1:20h dann auf mauretanischen Seite: neues Visa (55 €), neues Passavant (8 €), neue 3-Tages-Versicherung… Bestimmt habe ich etwas vergessen.
Schraubertag
Der Vormittag steht ganz im Zeichen der Motorradwartung. Wir überprüfen Kette, Luftdruck, Luftfilter (entstauben und entsanden so gut es ohne Kompressor geht) und Ölstand (ich muss wieder auffüllen).

Und am wichtigsten bei mir: wir verbauen ein „kleine“ (passt gerade so ins Batteriefach) 9Ah Batterie. Die ist von der Kapazität her eigentlich zu klein, kann aber den „kalten“ Motor (30-40 Grad eben😁) problemlos anlassen. Ich hoffe, das funktioniert dann in 12 Tage in der kalten Schweiz auch noch. Deshalb werde ich vorsichtshalber die schwere 14Ah Batterie, die wir in Mauretanien gekauft haben, im Seitenkoffer mitschleppen. Hoffentlich reißt es mir morgen auf der Grenzbuckelpiste nicht den Koffer ab🥴Jedenfalls ist das Problem mal für den Moment gelöst.
Halbzeit
Ja und heute am Samstag dem 26.10.2024 ist auch Halbzeit unserer 4-wöchigen Senegaltour. Übermorgen, am Montag, treten wir die Rückfahrt Richtung Norden an.
Mbakhas
Am Abend schauen wir uns nach einer rasanten Autofahrt über die Pisten auch noch das Projektdorf Mbakhas an.


Es ist praktisch eine neuere Ausgabe vom nun schon 35 Jahre bestehenden Projekt Guelakh. Wir bekommen eine Führung und bestaunen die zwei Fischzuchtanlagen, bewusst gemischte Bepflanzung mit verschiedenen Baumarten (Stichwort Biodiversität), Obst- und Gemüseanbau, Ziegen, Schafe, Hühner…


Und dann erfahren wir, dass die ganze Anlage erst im vierten Jahr besteht. Ich bin platt. Wir haben ja die letzten Tage selbst erfahren, wie schwierig und langwierig Aktionen hier sind. Und dann diese Vorzeige-Landwirtschaft in weniger als 4 Jahren aufzubauen – eine tolle Leistung finde ich.
Klaas‘ Hof
Unsere Gastgeber (Conny und Klaas) reden zwar immer von Klaas‘ Feld, aber was wir dann zu sehen bekommen, ist viel mehr als ein Feld – das ist schon ein kleiner Hof!

Mit Zitrus-, Mango-, Granatapfel- und anderen Bäumen, …

… einem Brunnen, solarbetriebener Bewässerung, Ziegen, Hühnern, einer Kuh…

Toll, was Klaas da aufgebaut hat!
Ataya-Tee
Nach einem chilligen und fußschonenden Morgen und leckeren Mittagessen mit Reis, Rindfleisch und Erdnusssoße (unsere Gastgeber sind immer ganz begeistert, wenn wir Weicheieuropäer ordentlich Chillipaste dazutun), bereitet uns der große Bilal (also nicht Baby Bilal🙂) Ataya-Tee zu.

Ataya ist eigentlich der Name einer Zubereitungsart für Grüntee, aber so nennt man hier die Teemischung an sich. Hauptbestandteil ist Grüntee, dazu etwas Pfefferminze, Nelken und Guineapfeffer. Jeder Aufguss (bis zu drei sind üblich) wird nach dem Fertigziehen mehrfach umgegossen, bis der Tee schäumt. Das Ganze natürlich stark gesüßt. Sehr lecker.
Stand Passavant
Ein gute Nachricht gibt es doch noch heute: unser Gastgeber konnte eine 14tägige Verlängerung unserer Passavants (Zolldokumente für die Motorräder) besorgen. Kosten: je 5000 Cefa (7,50€) pro Fahrzeug. Wieder etwas auf der To-Do -Liste abgehakt.
Wie ihr schon gemerkt habt, unsere Denkweise – vormittags erledige ich A und B, nachmittags C und D und abends gehe ich ins Kino – die funktioniert hier nicht. Also nicht nur hier im Senegal, sondern in den meisten Ländern außerhalb Westeuropas und Nordamerikas nicht. Das läuft eher so: Morgen werde ich versuchen, ob ich mit A ein Stück weiterkomme… Wenn man vor Ort Freunde hat, so wie wir, dann kann man vlt. auch noch wegen B rumtelefonieren (lassen). Also man braucht sehr viel Geduld. Nicht so wie in unserer Überflussgesellschaft, wo stets immer alles zur Verfügung steht. Und wenn wir auch immer über unserer Behörden und Verwaltungen schimpfen – glaubt mir – es geht noch deutlich schlimmer und komplizierter.
Aber die (jungen) Leute hier im Senegal setzten große Hoffnungen in die neue Regierung aus neuen jüngeren Politikern. Aktuell ist man gerade an der Reformierung des Justizsystems. U.a. um sicherzustellen, das wohlhabenden Menschen sich bei Gesetzesverstößen nicht „rauskaufen“ können. Auch Digitalisierung ist ein Thema. Vlt. überholt uns da der Senegal noch 🙂
Parc de Djoudj
Heute fahren wir in den Naturschutz- und Vogelpark Djoudj. Wir starten schon 6:30 in Guelakh und fahren erst mal bis St.-Louis. Dort treffen wir Fahrer und Guide und weiter geht es 70km erst Richtung Norden und dann Piste nach Osten. Da die Regenzeit gerade erst vorüber ist, hat der Park erst wieder seit letzter Woche geöffnet. Vorher war ein Durchkommen wg. des Wassers nicht möglich. Hochsaison für Vogelliebhaber ist dann ab Dezember/Januar meint der Guide. Dann sind am meisten Vögel auf ihrer Durchreise Richtung Süden hier. Die Vorsaison hat also den kleinen Nachtteil, dass sowohl von der Artenvielfalt als auch von der puren Menge noch nicht so viel los ist. Vorteil ist, dass gerade mal 3 Taxis hier raus gefahren sind und wir in einem Boot, in das sonst bis zu 50 Personen gequetscht werden, wir nur mit 11 Personen unterwegs sind.


Unser Guide spricht etwas Englisch (das ist hier eher die Ausnahme). Die Hin- und Rückfahrt dauert jeweils über 2h, die Bootsfahrt, obwohl mit 2h angegeben, ca. 1:20h. Preis pro Person 30.000 Cefa (45 Euro). Wir sehen verschiedene Vogelarten, darunter Flamingos, Reiher, Kormorane und Pelikane.


Von letzteren auch richtig große Schwärme und sogar eine komplette Insel nur mit dieser Vogelart! Aber der Gestank, der von dieser Insel ausgeht, ist nicht von schlechten Eltern 😜


Die Ufer der Wasserläufe (es ist nicht direkt der Senegalfluss, wird aber von diesem gespeist) sind bewachsen mit Tamarinden, gelb blühenden Mimosenbäumen und Schilf. Im Wasser viele unterschiedlich große Seerosenarten.


Unser Guide erzählt außerdem, dass die Hütten und kleinen Dörfchen, die wir hier im Grenzgebiet sehen, von mauretanischen Flüchtlingen bewohnt werden. Mauretanien wäre ziemlich rassistisch nach seinen Worten und der ein klein wenig hellhäutigere Teil der Mauretanier versucht die dunkelhäutigeren Menschen zu vertreiben.
Insgesamt war es ein recht schöner, wenn auch sehr anstrengender Ausflug, denn heute meinen selbst die Senegalesen, es sei sehr warm. Sicher über 40 Grad im Schatten (aber wo gibt es schon Schatten 🙄)
Nachtrag: ich glaub ich hab mir einen leichten Sonnenstich eingefangen ☀️🥴
Stand Batterie
Die 12Ah Batterie, die wir in Aussicht haben, hat die Pole, so wie ich sie brauche – jippie 👍. Abmessungscheck: sie ist genau so groß wie die 14Ah Batterie, die ich aktuell habe. Passt also nicht rein. Ach manno 😕
Zebrabar
Ein toller Tag am Atlantik mit Stress verursachenden Nachrichten. Aber der Reihe nach. Gegen 11 Uhr fahren wir mit 7 Personen plus Fahrer Richtung Meer und wollen uns einen schönen (Bade) Tag an der Küste gönnen.

Ein 7-Sitzer Dacia ist für uns 8 schon sehr großzügig kalkuliert, fette Kindersitze gibt es eh nicht und die Sicherheitsgurte sind entfernt. So ist genug Platz für uns alle 😁 Unser Ziel ist die Zebrabar, ein Campingplatz und Restaurant geführt vom schweizer Paar Ursula und Martin. Ein tolles Areal am Atlantik geschützt von einer vorgelagerten schmalen Insel, wo auch die Kinder gefahrlos baden können. Am offenen Atlantik geht das nicht, da sind die Wellen viel zu hoch und die Strömungen zu stark.
Wir unterhalten uns mit zwei dt. Motorradfahrern und auch Ursula hat wichtige Informationen für uns. Unser senegalesisches Passavant (kleines Carnet) gilt nur 3 Tage! Wer länger mit seinem Fahrzeug im Land bleibt, muss das Dokument auf dem Zollamt verlängern lassen. Davon hören wir zum ersten Mal. Unsere Gastgeber helfen uns ein weiteres Mal und wollen versuchen, das morgen in St. Louis für uns zu regeln, denn wir sind morgen auf einem Ausflug. Außerdem bekommen wir noch folgende Informationen zu unseren mauretanischen Dokumenten: Das Visa ist nur für einmaligen Grenzübertritt. Wir brauchen da also ein neues Visum bei der Ein/Durchreise. Multi-Visa gibt es seit kurzem nicht mehr. Auch unsere Fahrzeugversicherung war nur für 3 Tage, brauchen wir also auch neu. Hatte ich schon erwähnt, dass Mauretanien nicht zu meinen Lieblingsländern zählen wird?Aber jetzt noch ein paar Bilder von der Zebrabar:




