Fähre nach Genua

Zum zweiten Mal, diesmal bei der Ausreise aus Marokko im Fährhafen, werden alle Fahrzeuge durchleuchtet. Und wieder ist es das Nadelöhr bei nur einem Fahrzeug, welches den Scan durchführt. Warum man keine stationären Scanner in einer Halle o.ä. einsetzt, wissen wir nicht.

Ansonsten lief der Check-in problemlos, wir haben wieder eine ordentliche Kabine und können uns jetzt mehr als 2 Tage lang dem Essen, Schlafen und in Erinnerungen schwelgen hingeben🙂

Ciao Marokko

Wie schnell doch dreieinhalb Wochen vergehen… Wir sind auf dem Weg nach Tanger, bzw. zum Fährhafen östlich davon. Unterwegs bauen wir noch ein paar Schlenker über kleine Landstraßen ein und meiden die Autobahn.

Staudamm unterwegs:

Mittagspause unter Olivenbäumen:

Wir haben Zeit. Die Fähre geht erst um Mitternacht und braucht nach Genua 2 Tage und 9 Stunden. Seltsamerweise einen halben Tag länger als von Genua nach Tanger.

Ein letzter Tee in Ksar es-Seghir, kurz vor den Fährterminals:

Im Hintergrund ist schemenhaft die spanische Küste zu erkennen, 19km entfernt.

Rabat

Und weiter gen Norden …

Rabat, Marokkos Hauptstadt, hatte ich gar nicht so auf dem Radar. Aber für die kommende Übernachtung wäre es von der Entfernung her passend. Und so buchen wir ein kleines Zimmer und machen einen Glücksgriff: ein wunderschön hergerichtetes Haus direkt an der Medina, geschmackvoll eingerichtete Zimmer. Wir haben das Zimmer ganz oben. Es ist klein, hat aber ein tolles Bad mit moderner Glasdusche, alles funktioniert, nichts wackelt oder ist kaputt… das hatten wir lange nicht mehr. Und wir haben da oben eine Dachterrasse mit tollem Ausblick:

Schnell noch vor Sonnenuntergang die Kasbah besichtigt. Suchbild: wo ist die untergehende Sonne? 😜

Und dann ab in die Medina: schauen, shoppen, essen.

Die wahrscheinlich letzte Tajine hier in Marokko:

Rabat hat mich positiv überrascht. Eine saubere, lebendige und sehenswerte Stadt.

Trennungsschmerz

Nach 15 Jahren ist es soweit. Wir, Shaun und ich, trennen uns von einem Paar treuer Reisebegleiter: den Lowa Dessert Boots.

Diese Wanderschuhe ohne Membrane waren mir in heißen Gegenden eine sehr gute Alternative zu herkömmlichen Motorradstiefeln. Aber jetzt sind sie wirklich am Ende: die Sohlen lösen sich ab, die ehemals weichen Plastikteile sind durch zig Kilometer in Sonne, Sand und Staub spröde geworden und zerbröseln. Das Gewebe und das Fußbett sind noch top. Einmal, wenn ich mich richtig erinnere, habe ich in den 15 Jahren die Schnürsenkel gewechselt. Hoffentlich bekomme ich so eine hervorragende Qualität noch einmal. Da muss ich jetzt im Winter mal recherchieren.
Da man mir die Schuhe schon mehrfach abkaufen wollte, u.a. ein senegalesischer Grenzbeamter😁, werfe ich die Schuhe nicht einfach in den Müll, sondern lasse sie an der letzten Unterkunft stehen. Vlt. möchte ja noch jemand viel Kleber investieren und sie noch ein klein wenig weiter benutzen.

Es wird grüner

Nach einem gemütlichen Frühstück auf der Dachterrasse…

… starten wir wieder Richtung Norden. Uns bleiben gerade mal noch knapp 3 Tage, bis wir Dienstag Nacht wieder auf die Fähre müssen.

Nördlich von Agadir führt die Straße N1 erst an ein paar schönen Stränden entlang, bevor sich dann durch die hügeliger werdende Landschaft windet. Zuerst ist die Landschaft noch karg und trocken…

… aber dann wird es von Kilometer zu Kilometer merklich grüner:

Etwas südlich von Safi buchen wir eine „Villa mit zwei Schlafzimmern“. Nur das es keine 2 Schlafzimmer gibt. Überhaupt ist das Haus ziemlich renovierungsbedürftig: Ameisen im Untergeschoss, eine untere Toilette, die nicht als Toilette genutzt werden kann (defekt), dafür eine Handbrause über dem Spülkasten (das ist dann das beschriebene Badezimmer) und Wasser, das nicht abläuft (eigentlich doch, aber über den Flur in die Küche) usw. usf.

Schade, denn auf den ersten Blick ist dieses Reihenendhäuschen und die ganze Wohnanlage hier recht nett. Aber eben alles stark in die Jahre gekommen. Einmal eingebaut und dann nix mehr gemacht, so kommt es uns vor.

Abends schlendern wir noch über die Strandpromenade und gehen Abendessen.

Berge

Wir wollen mal ein paar Berge sehen und Kurven fahren 🏍️😁. Deshalb nehmen wir heute nicht den direkten Weg nach Tiznit (unserem heutigen Ziel), sondern machen einen großen Bogen nach Osten durch die Ausläufer des Atlasgebirges.

Auf der Karte sehen wir „Route des Canyons“.

Das interessiert uns, da wollen wir hin 🙂

Die erste Hälfte der Strecke ist noch relativ unspektakulär, aber dann wird es richtig schön.

Wir folgen einem Tal mit breitem Wadi und Oasen-Dörfern.

Die Landschaft erinnert mich etwas an den Oman.

Ebenso wie die teilweise als fast schon bunt zu bezeichnenden Felsen.

Und auch Einblicke in die teilweise recht tiefen Schluchten/Canyons bekommen wir.

Als das Tal noch schmaler wird, muss die kleine Straße oft das Wadi kreuzen. An diesen Stellen ist sie oft zerstört und wir werden zu kleinen Offroad-Einlagen genötigt 🙂

Am Abend kommen wir dann in Tiznit an und checken wieder im uns bekannten Maison de Soleil ein. Auch bzgl. Abendessen werden wir zu Wiederholungstätern: das Restaurant „Im Schatten des Feigenbaums“ ist einfach toll 👍

Morgens am Atlantik

Der Morgen überrascht uns mit dickem, sehr nassem Nebel. Die Motorräder sind nass, als hätte es geregnet. Es ist kalt. Doch nach dem Frühstück sieht es schon wieder ganz anders aus und wir beschließen bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen die kleine Küstenstraße anstatt die große N1 zu nehmen. Die Straße ist zwar schmal, aber in hervorragendem Zustand. Da auch praktisch kein Wind weht, sind die wenigen entgegenkommenden LKW kein Problem.

Später, wieder auf der N1, sehen wir vor uns eine hellbraune Wolke. Ist wohl eine Staubwolke, denke ich. Ist es auch, aber vermischt mit Nebel bzw. Wassertröpfchen. Sehr skurril da durchzufahren.

Am Nachmittag, kurz vor Tan-Tan, schauen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit: verschiedene Zimmer im Hotel Hagounia El Quatia und dann noch eine Auswahl an Bungalows im Camp Equinox gleich gegenüber. Nach dem enttäuschenden Zimmer gestern, hier nun eine positive Überraschung. Alle Varianten sehr schön, sauber und zwischen 200 und 500 Dirham (18€ bis 45€). Wobei man bei Begriffen wie „schön“ und „sauber“ auch dazusagen muss, dass wir diese immer mehr in Relation auf das in den letzten Wochen Gesehene verwenden, und nicht im Vergleich mit Übernachtungsmöglichkeiten in Deutschland oder Westeuropa. Kleinigkeiten wie der defekte Klodeckel, fehlende Seife und Handtücher, nicht richtig schließende Türen, defekte Leuchten usw. nehmen wir zwar war, regen uns aber nicht darüber auf. Jedenfalls entscheiden wir uns für den Bungalow für 300 Dirham (27€). Da können die Motorräder direkt davor parken und wir müssen unsere Sachen keine Treppen hochtragen 🙂

Auch wenn der Strand in Sichtweite ist, wäre es doch ein holpriger Marsch von einem knappen Kilometer quer durch die Sand/Steinwüste 🤪 Auch wird es gleich dunkel. Ich verzichte also aufs Baden und wir gehen noch ins Städtchen, um nach einem kleinen Abendimbiss zu schauen. Wir probieren eine Suppe und von einem anderen Stand noch ein paar Hühnchenspieße. Dazu der obligatorische Tee🙂

El Marsa

Heute haben wir uns in verschiedenen Entfernungen mögliche Etappenziele herausgesucht und wollen schauen, wie weit wir kommen. Wir würden gerne bald das Westsaharagebiet verlassen.

Gemütlicher, schattiger Rastplatz im Grünen:

Die Temperaturen sind angenehm, der Wind mäßig.

An einer Tankstelle treffen wir einen jungen Franzosen, der die Rallye Paris-Dakar zu Fuß meistern will. Wir erzählen ihm vom südlichen Teil Westsaharas, den er noch vor sich hat, sowie von Mauretanien (hatte ich schon erwähnt, dass ich Mauretanien nicht mag?) und den sehr weit auseinanderliegen Möglichkeiten, an Wasser und Essen zu gelangen. Von Übernachtungsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Ob er es bis Dakar schafft? Distanzen von 150 bis 200km bedeuten für ihn mindestens 3 bis 4 Tagesmärsche schätze ich. Wahrscheinlich eher mehr. Wir wünschen ihm jedenfalls alles Gute für sein mutiges Unterfangen.

Apropos Tanken und Benzinpreise: Die Tankstellen in Marokko haben einen fast einheitlichen Preis (bis auf ein paar Zehntel-Cent). Aber es gibt ein großen Unterschied zwischen dem Norden (ca. 1,30€) und dem Süden (knapp 1€). An dieser imaginären Grenze steigt/fällt der Preis schlagartig. Es gibt keinen fließenden Übergang. Warum das so ist, wissen wir nicht.

Beim späten Mittagessen in Boujdour beschließen wir, bis etwas nördlich von El Marsa zu fahren. Dort soll es Zimmer direkt am Meer geben.

Damit wären wir noch nicht ganz aus Westsahara heraus und fast auf Höhe der Kanaren.

Nach einer Tagesetappe von knapp über 500km kommen wir eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang dort an. Die Zimmer sind, selbst nach hiesigen Maßstäben, in keinem guten Zustand und recht teuer (45 Euro ohne Frühstück). Da hatten wir hier schon Unterkünfte mit deutlich besserem Preis-Leistungsverhältnis. Aber wir beschließen trotzdem zu bleiben, da es uns für heute einfach reicht 🤪

Ich nutze die unmittelbare Strandnähe…

… und springe noch einmal schnell in den Atlantik, bevor wir bei einem spektakulären (sehr in die Breite gehenden) Sonnenuntergang…

… auf der Hotelterrasse an der Strandpromenade einen marokkanischen Minztee genießen…